Verkehrte Welt an der Wilhelmstraße kurz nach Abpfiff. Während Marco Rudnik entgeistert neben der Bank steht, läuft Sebastian Saitner übers Feld, lobt und ermuntert seine Spieler, klatscht an der Bande Anhänger und Freunde ab und bedankt sich, spricht seiner Mannschaft Komplimente und Respekt für eine „überragende" Leistung aus – trotz einer Niederlage.
Rudnik dagegen hatte gerade sein erstes Pflichtspiel als Trainer des DSC Wanne-Eickel gewonnen, war in die zweite Pokalrunde eingezogen. Ob er mit dem Spiel nicht zufrieden sei? „Das ist noch freundlich ausgedrückt." Er war zurecht unzufrieden, denn Westfalenligist DSC entging beim A-Ligisten Sportfreunden Wanne einer Blamage nur knapp.
Zwar hatte der DSC, bei dem Marco Rudnik viele Neuzugänge und Jugendspieler aufbot, von Anfang an wie erwartet mehr Ballbesitz. Das Chancenplus in Durchgang eins lag aber leicht bei den Hausherren: Johann Ehrlich vergab nach Ecken zwei gute Kopfballchancen. Nach einem Konter scheiterte Visar Osmani frei vor Manuel Cleves an seinen eigenen Nerven. Auf der anderen Seite traf Marius Nolte per Kopf den Pfosten, die dickste Chance vergab Peter Rios, der auffälligster DSC-Akteur vor der Pause war: Frei, aber mit dem Rücken zum Tor versuchte er den komplizierten und ein wenig überheblich wirkenden Abschluss mit der Hacke – drei Meter weiter stand Timo Foth, der nur ins leere Tor hätte schieben müssen.
DSC lässt sich leicht auskontern
Die Sportfreunde standen gut geordnet meist mit neun Feldspielern in der Zone unmittelbar vor dem eigenen Strafraum, der behäbige DSC fand keine Lösungen. Marco Rudnik war so sehr entnervt, dass er schon vor der Pause Nachwuchsstürmer Foth auswechselte, an ihm wollte es Rudnik nachher aber nicht festmachen. „Ich hätte nach 25 Minuten acht oder neun Spieler runternehmen können."
Nach der Pause, Tomaschewski war für Gökyar gekommen, schlug der DSC dann zu: Philipp Dragicevic, noch einer der Besseren in gelb, überraschte Sportfreunde-Schlussmann Pascal Buschmeier, indem er einen Einwurf direkt aus spitzem Winkel ins Tor schoss.
Am Spiel änderte sich trotzdem wenig. Die Sportfreunde ließen den Favoriten weiter kommen, Buschmeier parierte zweimal stark gegen Träptaus Kopfball und Tomaschewskis Schlenzer. Die Sportfreunde konterten – mit Erfolg. Benjamin Reis schloss einen Gegenstoß zum umjubelten Ausgleich ab, vergab fünf Minuten später die große Chance zur Führung.
So nahmen die Dinge ihren Lauf: Rios schlug eine Ecke scharf direkt vors Tor, Buschmeier wurde zum Unglücksraben, der den Ball nicht abwehren konnte. Die Sportfreunde glaubten an sich und kämpften, der DSC bekam Räume: Zunächst traf Tomaschewski die Latte, ehe Eddy Sprenger einen Konter in der 89. Minute zum 3:1 einschob. „Mehr Glück, mehr individuelle Klasse", suchte Sportfreunde-Trainer Saitner nach den Gründen, „wir haben zwei dumme Gegentore bekommen. 1:1 wäre verdient gewesen."
Marco Rudnik war sauer: „Dass wir auf einen heißen Gegner treffen, logisch. Aber wir spielen Klassen höher, ich erwarte von meinen Spielern, dass man das sieht. Läuferisch, spielerisch, kämpferisch. Nichts. Das war sehr schlecht."
Sportfreunde Wanne-Eickel: Buschmeier – Stark, Meika, Kusch, Ehrlich, Eßer – Bentaj, Wronowski, Schröer (58.Kühn), Osmani (62. Nispel) - Reis.
DSC: Cleves - Hoffmann, Nolte, Kasumi, Severich - Issa, Gökyar (46. Tomaschewski) - Rios (82. Preissing), Dragicevic - Träptau, Foth (40. Sprenger).
Tore: 0:1 Dragicevic (47.), 1:1 Reis (70.), 1:2 Rios (80.), 1:3 Sprenger (89.).